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Wie lange dauert eine Psychotherapie – und wie verläuft sie?

  • Autorenbild: Thomas  Laggner
    Thomas Laggner
  • vor 7 Stunden
  • 4 Min. Lesezeit

Jeder Mensch bringt seine eigene Geschichte mit. Deshalb verläuft keine Psychotherapie gleich – sie folgt keinem starren Plan, sondern einem inneren Prozess, der sich am Tempo und an den Bedürfnissen des Klienten orientiert.Trotzdem lassen sich typische Phasen und Strukturen erkennen, die den therapeutischen Weg verständlich machen.

Dieser Beitrag beschreibt, wie eine Psychotherapie inhaltlich und zeitlich aufgebaut ist,und wie sich der personzentrierte Ansatz dabei unterscheidet – durch seine Haltung von Echtheit, Empathie und unbedingter Wertschätzung.


Die vier Phasen einer Psychotherapie


1. Erstgespräch und Diagnostik – Ankommen und Verstehen

Der erste Schritt besteht darin, sich kennenzulernen. Der Klient schildert seine Situation, Symptome und Anliegen. Der Therapeut hört aufmerksam zu, stellt gezielte Fragen und versucht, das innere Erleben des Klienten zu verstehen – nicht nur die Symptome, sondern die dahinterliegenden Bedeutungen.

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Im Rahmen dieses ersten Kontakts erfolgt die Diagnostik (nach ICD-10 oder ICD-11) sowie eine gemeinsame Zielklärung. Es geht darum, ein Gefühl von Sicherheit zu schaffen: „Ich werde verstanden, ohne bewertet zu werden.“


2. Phase der Stabilisierung – Sicherheit und Orientierung

In dieser frühen Phase steht die Stärkung der psychischen Stabilität im Vordergrund.Die Therapie bietet einen verlässlichen Rahmen, in dem Belastungen geteilt und erste Bewältigungsstrategien erarbeitet werden können.Ziel ist, akute Symptome zu lindern und die innere Handlungsfähigkeit wiederherzustellen.

Typische Themen sind:

  • Schlaf, Selbstfürsorge, Grenzen und Ressourcen

  • Umgang mit Angst, Druck oder emotionaler Überforderung

  • Alltagsstruktur und körperliche Stabilisierung

Erst wenn Sicherheit und Vertrauen gewachsen sind, kann sich der Prozess vertiefen.


3. Behandlungsphase – Veränderung und Integration

Hier beginnt die eigentliche therapeutische Arbeit.Gemeinsam werden innere Konflikte, belastende Erlebnisse oder hinderliche Beziehungsmuster erkundet.Der Therapeut begleitet dabei nicht als „Experte mit Lösungen“, sondern als reflektierender Partner, der hilft, das eigene Erleben zu verstehen.

Schwerpunkte können sein:

  • Erkennen und Verändern dysfunktionaler Denk- und Verhaltensmuster

  • Verarbeitung von Verletzungen, Traumata oder Scham

  • Stärkung von Selbstwert, Selbstfürsorge und Beziehungsfähigkeit

Diese Phase kann – je nach Schweregrad, Zielsetzung und psychischer Struktur – mehrere Monate bis Jahre dauern.


4. Abschlussphase – Rückblick und Ausblick

Wenn die wichtigsten Therapieziele erreicht sind, wird der Prozess allmählich in die Abschlussphase übergeleitet.Der Klient reflektiert seine Entwicklung, erkennt, was sich verändert hat, und stärkt die Fähigkeit, das Gelernte im Alltag weiterzuführen.

In dieser Phase geht es oft um:

  • Rückfallprophylaxe (Umgang mit alten Mustern)

  • Festigung neuer Gewohnheiten

  • Gestaltung der nächsten Lebensschritte


Therapeut und Klient entscheiden gemeinsam, wann und wie der Prozess ausläuft – in einem bewussten und würdigenden Abschluss.



Dauer und Zeitrahmen einer Psychotherapie

Die Dauer ist so individuell wie der Mensch selbst – sie hängt ab von:

  • der Schwere und Komplexität der Störung,

  • der Motivation und Mitwirkung des Klienten,

  • dem therapeutischen Ansatz und

  • der Beziehung zwischen Klient und Therapeut.

Therapieform

Typische Dauer

Fokus

Kurzzeittherapie

12–25 Sitzungen (3–6 Monate)

Akute Krisen, begrenzte Themen

Mittelfristige Therapie

25–50 Sitzungen (6–12 Monate)

Lebensübergänge, Depression, Angst

Langzeittherapie

50–100+ Sitzungen (1–3 Jahre)

Persönlichkeitsentwicklung, Trauma, chronische Muster

Wichtig ist: Es gibt keinen richtigen Zeitplan.Manche Prozesse brauchen Geduld – andere können sich in wenigen Monaten grundlegend wandeln.


Der personzentrierte Behandlungsplan – flexibel, individuell, echt

Die Personzentrierte Psychotherapie (nach Carl Rogers) verzichtet bewusst auf starre Techniken oder standardisierte Interventionen.Sie vertraut darauf, dass jeder Mensch eine natürliche Tendenz zur Selbstaktualisierung besitzt – also die Fähigkeit, aus sich selbst heraus zu wachsen, wenn die Bedingungen stimmig sind.


1. Anamnese und Problemklärung

Ein ausführliches Erstgespräch dient dem Verstehen – nicht der Etikettierung.Der Therapeut möchte erfahren: „Wie fühlt sich das Leben aus Ihrer Perspektive an?“


2. Gemeinsame Zielsetzung

Die Ziele werden gemeinsam formuliert – realistisch, flexibel und wertebasiert.Es geht weniger um „Symptomfreiheit“, sondern um innere Freiheit und Lebensqualität.


3. Beziehung als Heilfaktor

Empathie, Echtheit und bedingungslose Wertschätzung bilden das Fundament.Die therapeutische Beziehung wird selbst zum Wirkfaktor – ein sicherer Raum, in dem Veränderung möglich wird.


4. Selbstreflexion und Exploration

Der Klient wird eingeladen, seine Gefühle, Denkmuster und Beziehungsdynamiken zu erforschen.Nicht der Therapeut „führt“, sondern begleitet – aufmerksam, fragend, spiegelnd.


5. Selbstakzeptanz und Entscheidungsfreiheit

Im Verlauf wächst die Fähigkeit, sich selbst anzunehmen und neue Entscheidungen zu treffen.Das führt zu innerer Autonomie – einem Gefühl von „Ich darf so sein, wie ich bin, und ich darf mich verändern.“


6. Integration und Nachsorge

Am Ende werden Fortschritte gewürdigt und nächste Schritte geplant.Der Prozess endet nicht abrupt, sondern bewusst und begleitet.



Fazit: Psychotherapie braucht Zeit – und Beziehung

Psychotherapie ist kein „Reparaturprozess“, sondern eine Beziehungsreise – vom Überleben zum Erleben.Ihre Dauer hängt weniger von Diagnosen ab als von der Tiefe, in der jemand bereit ist, sich selbst zu begegnen.

Geduld, Vertrauen und ein sicherer therapeutischer Rahmen sind dabei die tragenden Säulen.Oder, wie Carl Rogers es formulierte:

„Wenn ich den anderen so annehmen kann, wie er ist, dann kann er sich verändern.“

FAQ – Häufige Fragen

1. Wie oft sollte ich zur Psychotherapie gehen?In der Regel einmal wöchentlich. Bei Stabilisierung oder gegen Ende des Prozesses kann das Intervall verlängert werden.

2. Wann merke ich, dass die Therapie wirkt?Oft spürbar nach 4–6 Sitzungen – durch mehr Klarheit, Selbstwahrnehmung oder emotionale Entlastung.

3. Was, wenn ich mich nach Monaten nicht besser fühle?Dann sollte der Prozess offen besprochen werden. Manchmal braucht es eine Anpassung der Methode oder einen neuen Fokus.

4. Kann ich die Therapie jederzeit beenden?Ja, selbstverständlich. Psychotherapie basiert auf Freiwilligkeit und Transparenz. Ein Abschlussgespräch wird empfohlen.

5. Was, wenn ich eine Pause brauche?Das ist möglich. Eine geplante Unterbrechung kann Teil des Prozesses sein – wichtig ist, sie gemeinsam zu reflektieren.



Zum Nachdenken

Veränderung braucht Raum, Zeit – und Begegnung.Der Rhythmus der Heilung ist kein linearer Weg, sondern ein Kreis, der sich immer tiefer schließt.

Kontakt & Begleitung

Wenn Sie überlegen, eine Psychotherapie zu beginnen, und mehr über den personzentrierten Ansatz erfahren möchten, begleite ich Sie gerne – mit Klarheit, Empathie und fachlicher Erfahrung.


Praxisadressen:

2442 Unterwaltersdorf, Wienerstraße 17

2340 Mödling, Enzersdorferstraße 5/1/5


Telefon: 0699 – 121 69 080

Online-Terminbuchung: www.etermin.net/thomaslaggner

Wienerstrasse 17/2

2442 Unterwalterdorf

und

Enzersdorferstrasse 5/5

2340 Mödling

Terminvereinbarung auch telefonisch oder per WhatsApp möglich

Tel.: +43 (0) 699 121 69 080

Praxis Unterwaltersdorf:

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08:00-21:00

Praxis Mödling:

Mo und Do

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© 2023 Thomas Laggner

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